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04.04.2014

Todesfall, unerwartete Schwangerschaft, Verlust eines Ungeborenen, unerfüllt bleibender Kinderwunsch, Entlassung aus dem Job, Verlust einer Wohnung,… Was passiert mit uns, wenn uns ein unerwartetes Ereignis aus der Bahn wirft? Etwas, womit wir nicht gerechnet haben?

Gefühle von Hilflosigkeit und Ohnmacht drängen an die Oberfläche. Es wird uns vor Augen gehalten, dass wir das Leben nicht in der Hand haben, und wir verlieren – je nach Typ länger oder kürzer – die Kontrolle über unser Verhalten. Mit einem Schlag ist unsere (Selbst)Sicherheit weg.

Hilflosigkeit und Ohnmacht zählen zu den grausamsten, unerwünschtesten Gefühlen – weit nach Trauer und Wut. Sie bringen unseren Selbstwert ins Wanken und beeinträchtigen unsere Kommunikation. Daher tun wir beinahe alles, um nicht so zu fühlen!

Hier setzt unser ureigenes „Notfallprogramm“ (fast immer ein in der Kindheit erarbeitetes Verhalten für Ausnahmezustände) ein. Das kann lauten:

  • „Bemitleide dich selber und lass alles stehen und liegen!“ oder
  • „Zeige (dir selbst und allen anderen) an anderen „Schauplätzen“ umso eifriger, dass du alles unter Kontrolle hast!“ oder
  • „Ertrage dein Leid tapfer, lass dir nichts anmerken und funktioniere weiter“ oder viele andere Varianten.

Allen Notfallprogrammen ist gemein, dass sie sehr viel Kraft kosten und man alle verfügbaren Ressourcen für sich selbst benötigt. Für das Umfeld bleibt wenig übrig, vielmehr muss die Energie dort geholt werden.

Zweifellos ist das Notfallprogramm sinnvoll und notwendig – allerdings nur für einen überschaubaren Zeitraum. Denn das „Übergehen“ der Gefühle und die übermäßige Beanspruchung der eigenen Kraft und Kapazitäten trägt nicht zur Heilung des Schmerzes und auch nicht zur Aufbesserung des angeknacksten Selbstwertes und der beeinträchtigten Kommunikationsfähigkeit bei. Hier hilft einzig, dass man (allein oder mit Unterstützung) den Tatsachen – eben der Hilflosigkeit und Ohnmacht manchen Ereignissen gegenüber – direkt in die Augen sieht, und sich dabei selbst wohlwollend und wertschätzend gegenübersteht.

Insbesondere hier kann Lebensberatung begleiten. Mir ist noch genau erinnerlich, wann dieser ganze Prozess bei mir zum letzten Mal ablief: als ich erfuhr, dass ich schwanger bin. Mein Notfallprogramm „lass dir nichts anmerken und funktioniere weiter“ hat mich letztlich viele schlaflose Nächte gekostet. Ich habe viel zu spät Unterstützung in Anspruch genommen und es mir (und meinem Umfeld) dadurch viel länger viel schwerer gemacht…

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