Beziehungskommunikation 2 - Es erfordert Größe sich einzugestehen, dass man selbst zu jeder schwierigen Situation, jeder Unstimmigkeit etwas beiträgt/beigetragen hat. Und Mut, die Verantwortung zu übernehmen und aktiv sein Verhalten zu verändern und mitzugestalten. Jeder ist in seinem Leben, seiner Partnerschaft, seiner Familie Regisseur, und nicht nur Schauspieler!
Paare holen sich meistens erst dann Unterstützung von einem Berater, wenn zuhause gar nichts mehr geht. Oft haben bereits die destruktiven unerkannten Kommunikationstodsünden (siehe Blog vom 21.05.2014 – den anderen mit Themen überfluten oder abblocken, Verachtung, „immer“ und „nie“,... ) und die Machtspiele (über Geld, Sex, die Kinder ...) jedes Miteinander unmöglich gemacht. Die Verluste früherer schöner Momente werden immer schmerzhafter spürbar, von Freundschaft, „an einem Strick ziehen“ oder „gemeinsame Ziele entwickeln und darauf hinarbeiten“ ist keine Rede mehr!
Ich kann es nicht oft genug betonen: sowohl Kommunikationstodsünden als auch Machtspiele sind wie Reflexe (unkontrollierbar) und zeigen UNAUFGEARBEITETE EIGENE THEMEN auf! Sowohl im Rahmen einer Einzel- als auch bei einer Paarberatung werden die allerersten Reize, die zu dem Verhaltensmuster führten, aufgespürt. Gute Berater haben gelernt, Zwischentöne wahrzunehmen und gezielt in die richtige Richtung zu fragen - auch dann, wenn es weh tut oder Angst macht. Und danach? Wenn den Partnern erst klar ist, warum der eine in einer bestimmten Situation oder auf ein Reizwort „unangemessen“ reagiert, passiert auf beiden Seiten etwas! Es entsteht Nähe, Vertrauen, Mitgefühl und Empathie. Und vieles mehr...
Beziehungskommunikation - In vielen Partnerschaften mangelt es an „fruchtbarer, kraftspendender“ Kommunikation. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall: nach einem Gespräch mit dem Partner fühlt man sich schlechter, einsamer, wertloser als vorher.
Interessierte können anhand des nachstehenden Katalogs typischer „Todsünden“ (basierend auf Gottman, Die 7 Geheimnisse der glücklichen Ehe) überprüfen, welche der genannten Verhaltensweisen in der eigenen Beziehungskommunikation vorkommen. Ein bewusstes Hinterfragen würde Klarheit bringen, woher das angeeignete Muster stammt und ob bzw. welches alternative Verhalten zielführender und tatsächlich machbar wäre.
„Todsünden“ der Beziehungskommunikation:
- der Einstieg in ein Thema erfolgt negativ, angreifend, anschuldigend, an einem unpassenden Zeitpunkt oder Ort
- das Thema wird als Kritik (= Charaktermangel des anderen, „immer“, „nie“) statt als Einzelfallbeschwerde formuliert
- Verachtung, Zynismus oder Sarkasmus
- Rechtfertigung – „das Problem liegt nicht bei mir, sondern eigentlich bei dir“
- Mauern/abblocken/anrennen lassen
- Überflutung: (aufgestaute) Negativität kommt geballt, überwältigend oder völlig unerwartet
- Gescheiterte oder keine Rettungsversuche innerhalb der Kommunikation („machen wir mal eine Pause“, „ich brauch kurz einen Moment für mich“ „lassen wir das erst einmal setzen“...)
- Schlechtreden der gemeinsamen Vergangenheit
Jeder von uns kennt eine oder mehrere der oben genannten, destruktiven Verhaltensweisen und wendet sie auch an! Tatsache ist, dass sie keinem Beteiligten auch nur den geringsten Vorteil bringen. Kommunikationsverhalten – sei es auch noch so destruktiv - KANN korrigiert werden. Wenn nicht daran gearbeitet wird, vermehren sich die „Todsünden“, bis irgendwann gar nichts mehr geht!
PAARBERATUNG macht Sinn, wenn beide Partner gemeinsam die Verantwortung für die Lösung der auftretenden Schwierigkeiten übernehmen wollen (anstatt in endlosen Schuldzuweisungen zu verharren).
Ein paar Erkenntnisse der Klienten:
Ich habe genau dich ausgesucht, weil ich mit dir eine in meinem Elternhaus/in meiner Kindheit gelernte Beziehung „nachleben“ kann (die in deinem Elternhaus gelernte (Paar)Beziehung passt wie die Faust aufs Auge zu der von mir erlernten). Du sagst Sätze und setzt Handlungen, die ich von früher kenne, und das ist mir VERTRAUT! Sogar (oder gerade) wenn du mich damit kränkst oder verletzt fühle ich mich DAHEIM und GEBORGEN – wie damals. Irgendwann schlägt mein Gefühl um, und ich empfinde dein Verhalten als genauso UNERTRÄGLICH wie seinerzeit das meiner Mutter/meines Vaters/... (obwohl du das Gleiche machst wie bisher!)! Aber jetzt bin ich erwachsen und kann mich – anstatt reflexartig und unbewusst Altes wiederzukäuen – aktiv entscheiden, welche kränkenden und verletzenden Sätze ich sage bzw. welche Handlungen ich setze, aber auch welche Sätze ich mir sagen lasse und welche Handlungen ich akzeptiere. Und ich kann dich endlich sehen, wie du bist (nicht so, wie ich dich gerne hätte, weil ich schon meine Mutter/meinen Vater/... gerne so gehabt hätte)!
NUR MIT DIR KANN ICH VON UNSEREM GEMEINSAMEN ALTEN (MUSTER) ABWEICHEN UND NEUES SCHAFFEN.
Es ist wunderbar, dass Paare bereit sind, diesen langwierigen, keinesfalls leichten Weg zu gehen! Und eine tolle Aufgabe, sie zu begleiten...