28.05.2015
Selbstverantwortungsverweigerung Teil 1 Dass jeder Mensch für sich selbst Verantwortung übernimmt ist in unseren Breiten keine Selbstverständlichkeit. Vielmehr haben etliche – ohne es zu wissen – die Selbstverantwortung bereits in frühester Kindheit abgegeben und – mangels Wissens über diesen Umstand – auch nicht mehr aufgegriffen. Das hat verheerende Auswirkungen auf Gesundheit, Kommunikation, Beziehungen und Unternehmen!
Wie kommt es dazu, dass jemand die Verantwortung für sich abgibt? Die Rutsche wird in frühester Kindheit gelegt. Bereits in den ersten Lebensmonaten erfährt ein Kind, ob es etwas bewirken kann (in der Fachsprache „Selbstwirksamkeit“ genannt, die einen Teilaspekt des Selbstwerts bildet). Regelmäßige (explizite oder implizite) Botschaften wie „Ich lasse dich schreien, damit du siehst dass das nichts bringt“, „Ich rede nicht mehr mit dir bis du dein Unrecht eingesehen hast“, „Das kannst du nicht“, „Das wird nie etwas“ führen irgendwann zu der Erkenntnis „ich kann nichts, bin hilflos ausgeliefert“ und zu Resignation. Dieser Mensch gestaltet sein weiteres Leben als „Opfertyp“.
Woran erkennt man den Opfertyp? Opfertypen fühlen sich in der Regel arm, benachteiligt, hilflos, passiv, an nichts schuld und für nichts verantwortlich. Sie schieben Entscheidungen entweder auf oder wälzen sie ab, sind öfter unpässlich oder krank. Wenn etwas schief läuft weisen sie jeden noch so kleinen Anteil daran entschieden zurück. Sie fragen gefühlte 100 Mal, wie sie eine Aufgabe erledigen oder ein Problem angehen sollen. Die Schuld für ihre Krankheiten und auch für alles sonstige schieben sie auf andere Mitmenschen oder besonders schlimme Umstände.
Wie kann man die Verantwortung wieder erlangen? Dafür ist zuerst das eigene (andere erkennen es meist schon viel früher) Erkennen der Problematik notwendig! Das ist deswegen nicht so leicht, weil das Opfer viele – nicht auf den ersten Blick erkennbare – Vorteile hat: es ist unschuldig, wehrlos, moralisch überlegen (es ist NICHT Täter); es kann Ansprüche geltend machen (auf Rücksicht, Entgegenkommen, Trost und Verständnis) und sich grenzwertiges Verhalten erlauben (längere Pausen, Krankenstände, Unpässlichkeiten). Schuld sind immer die anderen!
Demgegenüber muss das Opfer ständig dafür sorgen, ein solches auch zu bleiben! Es muss also immer arm, benachteiligt, hilflos und passiv sein. Das ist auf Dauer sehr anstrengend und energieraubend.
Vorschläge von außen, die dem Opfertyp Verantwortung übertragen, Siege einbringen oder Anerkennung verschaffen könnten, MUSS ein Opfertyp (im Sinn einer ständigen Bestätigung des Selbstkonzepts aus der Kindheit) von sich weisen, das heißt sie sind sinnlos.
Wer diese Grundhaltung an sich erkannt hat, muss sich selbst entscheiden, ob er sich verändern will – unter Aufgabe aller genannten Privilegien. Das ist der erste Schritt in Richtung Selbstverantwortung!
Fakt ist: Wenn man Selbstverantwortungsübernahme nicht in frühester Kindheit verinnerlicht hat, wird sie nie selbstverständlich sein!Erfahren Sie im nächsten Blog, welche Probleme die Selbstverantwortungsverweigerung in Beziehungen, Unternehmen und im Bereich Gesundheit nach sich zieht.