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26.07.2017

Ist es heute noch salonfähig dass es mir gut geht? 

„Heute komme ich mit einem absurden Thema!“ sagt neulich eine meiner Stammklientinnen zu mir. „Ich fühle mich schlecht weil es mir gut geht. Meine Freunde und auch meine Angehörigen hören mir kaum zu, ich merke sogar dass sie mich manchmal meiden. Ich bin richtig allein mit meinem Glück, und von Zeit zu Zeit plagt mich ein schlechtes Gewissen. Weil es den anderen immer so schlecht geht. Weil im Umfeld viele krank sind. Weil die Partnerschaften im Freundeskreis nebeneinander her laufen und die Kinder schwierig sind. Es ist ein echter Zwiespalt: soll ich einfach genießen, dass ich gesund bin, meine Kinder und mein Partner liebenswert sind und mir meine Arbeit gefällt ODER soll ich mein Glück herunter und die kleinen alltäglichen Belastungen hinauf spielen um dazu zu gehören? Damit mich meine Freunde anhören, trösten und bemitleiden. Ich weiß es wirklich nicht.“

Hier war – neben der klassischen Coachingtools für „Entscheidungen treffen“, „Change Management“ und „Zielerreichung“ noch einiges Anderes notwendig; dank meiner Lebensberater-Ausbildung konnte ich das Coaching in einen begleitenden philosophischen Dialog, ein schrittweises Loslassen alter Glaubenssätze und Verabschieden von Erwartungen und Hoffnungen einbetten.

Ehrlicherweise hat mich das Thema selbst eine ganze Weile lang beschäftigt. Und wieder einmal gab es am Ende „doppelten Output“: Das Schöne an dieser Arbeit war – neben der deutlich entspannteren Klientin-, dass ich auch selbst wieder ein paar überholte Glaubenssätze und Hoffnungen verabschiedet habe! Schade bleibt trotzdem, dass es heutzutage scheinbar oft salonfähiger ist, arm, gesundheitlich angeschlagen und überlastet zu sein, als glücklich und zufrieden.

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